- Komplimente geben -

Ich hatte bereits an anderer Stelle auf die enorme Wirksamkeit sozialen Kompetenztrainings hingewiesen.

Ein wichtiger Aspekt kompetenten Sozialverhaltens besteht übrigens darin, dass man in der Lage und bereit ist, andere Menschen zu loben und Komplimente zu geben.

Ich kann mich noch gut an eine Veranstaltung aus meinem Studium erinnern, in der das sehr gekonnt geübt wurde. Wir wurden dabei aufgefordert, der jeweils nächsten Person (räumlich betrachtet) ein Kompliment zu geben.

Eine Beispiel (ich selbst war weder Sender noch Empfänger dieses Kompliments), an das ich mich besonders gut erinnern kann, lautete: "Du hast eine schöne Brille." Empfängerin des Kompliments war übrigens eine Frau.

Eine alternative Variante wäre gewesen: "Das ist aber ein schöner Stuhl, auf dem Du sitzt."

Auch sehr schön fand ich eine Szene in der Folge "Angeschwärzt" der US-Krimiserie "The Closer": Die Untergebenen des weiblichen Deputy Chiefs Brenda Leigh Johnson haben geschlossen ihren Rücktritt eingereicht, falls diese aufgrund einer anonymen Eingabe disziplinarisch belangt werden sollte. Am meisten wundert sie sich dabei darüber, dass auch Lieutenant Andy Flynn seinen Rücktritt eingereicht hat, weil sie von ihm noch nie etwas Positives über ihre Person gehört habe. Seine Antwort: "Sie haben tolle Beine." Spontan und kompetent geantwortet! Und auch ein sehr schönes Kompliment in einem arbeitsbezogenen Kontext

Leider reagieren manche Zielobjekte von Komplimenten und Lob nicht ganz so, wie man das vielleicht erwarten könnte. Da kann man leider nicht immer so auf die Mitarbeit dieser Leute bauen.

So scheint z.B. diese Bloggerin aus unerfindlichen Gründen von einem wirklich schön vorgetragenen Kompliment nicht sehr angetan zu sein.

Ich muss das dann noch mit dem betreffenden Trainingsteilnehmer durchsprechen. Auf dass er deswegen nicht den Kopf ~~und anderes~~ hängen lässt. Er hat sich auf jeden Fall zunächst einmal bemüht. Wir werden dann auch noch einige andere Komplimente einstudieren und ausführlich üben: "Du bist schon 42? Echt? Auf mich wirkst Du allerhöchstens wie 41 ½!" "Das ist eine schöne Bluse, die Du anhast. Meine Oma hatte auch so eine."

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Noch ein paar wenige ernsthafte Worte zur Formulierung von Lob und Komplimenten (mehr Zeit habe ich gerade nicht): Lob und Komplimente sollten niemals bezogen auf stabile Eigenschaften wie etwa Intelligenz oder (subjektiv bewertete) Schönheit, sondern immer verhaltensbezogen erfolgen, d.h. so, dass der oder die Betroffene auch etwas daraus lernen kann. Wem das wichtig ist, der kann z.B. die "geschmackvolle Zusammenstellung einer Garderobe" (siehe Anmerkung) loben, da es sich hierbei um etwas handelt, was die meisten selbst beeinflussen und ggf. auch mehrmals täglich ändern können. Wie gesagt: Wem das wichtig ist

Falls es dem einen oder anderen im allgemeinen sehr schwer fallen sollte, Komplimente und Lob zu geben:

1. Es ist ganz hilfreich, sich für spezielle Fälle eine Liste möglicher Komplimente bzw. lobender Worte zusammenzustellen, z.B. wenn man positive Aspekte von Zuarbeiten anderer hervorheben möchte, insbesondere bei Zuarbeiten, die man regelmäßig zu bewerten hat.

2. Man sollte sich bereits im Vorfeld konkret überlegen, nach welchen Kriterien man eine Leistung bewerten will, also kein globales Urteil abgeben.

3. Man sollte sich überlegen, ob man bestimmte Dinge, die man üblicherweise als Tadel formuliert, nicht etwa auch positiv formulieren könnte, z.B.: "So knusprig gebacken schmeckt der Kuchen zwar auch nicht schlecht, aber beim nächsten Mal hätte ich ihn lieber etwas heller."

4. Es sollte auch berücksichtigt werden, wie sich jemand im zeitlichen Verlauf entwickelt hat. D.h. man kann dann auch schon mal jemanden für eine an sich nicht so tolle Leistung loben, wenn derjenige sich zumindest im Vergleich zu einem früheren Zeitpunkt bedeutsam verbessert hat.

5. Lob sollte ebenso wie Tadel niemals vor Dritten geäußert werden, weil dies sozialen Neid fördern kann.

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(Noch eine Anmerkung: "geschmackvolle Garderobe" meint, dass die Schnecke geile Klamotten anhat. Bei manchen Frauen kommt es allerdings besser rüber, wenn man die erstgenannte Formulierung verwendet

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Eingeordnet in: Psychologisches / Zum Nachdenken / Lustiges

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Bisher 7 Kommentare

1. Kommentar von Eveline gepostet am 16.04.2008 / 20:11 Uhr:
Du bist wirklich ein unverbesserlicher Romantiker

Anmerkung des Webmasters: Danke für Deinen Kommentar

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2. Kommentar von Lorenz Meyer gepostet am 17.04.2008 / 01:49 Uhr:
Du versuchst meistens Dein Bestes, Deine Blogleser mit einigermaßen interessanten Inhalten zu versorgen. Kompliment, Falk! Dein Lorenz

Anmerkung des Webmasters: Danke für Deinen Kommentar und dieses Kompliment, welches ich nur in gleicher Weise zurückgeben kann

Ich bemühe mich im Rahmen meiner Möglichkeiten

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3. Kommentar von Trick_17 gepostet am 17.04.2008 / 10:27 Uhr:
Was dieses spezielle Kompliment an Mo betrifft, hätte ich wahrscheinlich auch so gedacht.

Anmerkung des Webmasters: Danke für Deinen Kommentar

Wie jetzt? Dass der Betreffende noch etwas weiter an entsprechenden Kursen teilnehmen sollte oder dass das schon mal ein guter Anfang war?

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4. Kommentar von Mo gepostet am 17.04.2008 / 13:06 Uhr:
Genau.....was kann man(n) dafür, dass frau die Komplimente nicht richtig versteht ?
Ihr habt es schon nicht leicht mit uns

Aber vielleicht gibt es ja von Dir noch einen Beitrag über die unterschiedliche Sprache und ihr (Un)Verständnis zwischen Männchen und Weibchen Grüße von dieser Bloggerin

Anmerkung des Webmasters: Danke für Deinen Kommentar

Vielleicht mache ich dazu auch erst noch eine kleine Studie hier im Blog, auch was das mögliche Ost-West-Gefälle anbelangt

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5. Kommentar von Lighthouse Melodies gepostet am 22.04.2008 / 12:39 Uhr:
... sehr interessanter Text und gerade den Hinweis auf die Art, wie man Kritik konstruktiv (positiv formuliert) anbringen kann, find ich wichtig. Nur dann bewirkt sie auch was - besser, als wenn man demjenigen einfach "eins reinwürgt* *g*

Eine Bekannte von mir sagte mir mal, sie wäre jahrelang nicht in der Lage gewesen, Komplimente zu akzeptieren bzw. normal/positiv aufzunehmen. Also ist es wohl nicht immer so, dass Frauen Komplimente gut finden

.. einen schönen Tag dir!

Anmerkung des Webmasters: Danke für Deinen Kommentar

Über das Annehmen von Komplimenten könnte man tatsächlich noch einen separaten Beitrag schreiben

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6. Kommentar von Wilhelm Entenmann gepostet am 26.07.2010 / 16:04 Uhr:
"Komplimente geben als wichtiger Aspekt kompetenten Sozialverhaltens"
Sie: "Ihr Sozialpsychologen macht das Zeugs nur, weil Ihr kein Sozialverhalten habt."
Ich: "Und Du weisst, was man über Euch Kliniker sagt?"
Mögen sich die MitleserInnen nun ihre eigene Meinung darüber bilden, ob in Sachen "Sozialkompetenz" vor PsychologInnen zu warnen ist.

Anmerkung des Webmasters: Danke für Deinen Kommentar

Wobei man über diesen Deinen Kommentar etwas nachdenken muss

Ähm, Deine Freundin/Frau ist klinische Psychologin?

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7. Kommentar von Wilhelm Entenmann gepostet am 25.08.2010 / 09:59 Uhr:
Falk fragte: "Wobei man über diesen Deinen Kommentar etwas nachdenken muss Ähm, Deine Freundin/Frau ist klinische Psychologin?"
NEIN!, um Festingers Konsistenz Willen NEIN!, bin ich denn verrückt?
Im Ernst: Ich habs dreimal versucht, die Kontakte ergeben sich halt zwangsläufig in diesem Bereich, aber das ist wie Feuer & Wasser und Feuerwasser ist bekanntlich langfristig nicht gut für die grauen Zellen.

Anmerkung des Webmasters: Danke für Deinen Kommentar

Ist alles eine Frage der Dosis und Dauer

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