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Psycho-Blog vom 14.05.2008 - gegen 18.00 Uhr MESZ - Perma-Link

- Zwangsstörungen -

Kontrolliert ihr jedes Mal mehrfach, ob ihr den Herd ausgedreht, die Kaffeemaschine abgesteckt, die Wohnung zugeschlossen und ähnliches getan habt, obwohl ihr wisst, dass ihr das schon kontrolliert habt?

Oder kennt ihr jemanden, der solche Verhaltensweisen an den Tag legt? - Dann könnte es sein, dass der folgende Beitrag für euch besonders interessant ist

Eine Gruppe von psychischen Störungen, die zumindest im weiteren Sinne zu den Angststörungen gehören, sind Zwänge, die als Zwangsgedanken, Zwangsimpulse oder Zwangshandlungen vorliegen können.

Das Diagnosemanual DSM-IV der Amerkanischen Psychologenvereinigung APA zählt Zwangsstörungen explizit zu den Angststörungen. In der internationalen Klassifikation von Krankheiten und verwandten Gesundheitsproblemen ICD-10 der WHO sind Zwangsstörungen dagegen dem Bereich "Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen" zugeordnet. Hier werden auch unterschiedliche Diagnosen vergeben, wenn es sich um reine Zwangsgedanken, reine Zwangshandlungen oder eine Mischung aus beiden handelt.

Nach ICD-10 liegt eine Zwangsstörung vor, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

A. Entweder Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen (oder beides) an den meisten Tagen über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen.

B. Die Zwangsgedanken (Ideen oder Vorstellungen) und Zwangshandlungen zeigen sämtliche folgenden Merkmale:

1. Sie werden als eigene Gedanken/Handlungen von den Betroffenen angesehen und nicht als von anderen Personen oder Einflüssen eingegeben.

2. Sie wiederholen sich dauernd und werden als unangenehm empfunden, und mindestens ein Zwangsgedanke oder eine Zwangshandlung werden als übertrieben und unsinnig anerkannt.

3. Die Betroffenen versuchen, Widerstand zu leisten (bei lange bestehenden Zwangsgedanken und Zwangshandlungen kann der Widerstand allerdings sehr gering sein). Gegen mindestens einen Zwangsgedanken oder eine Zwangshandlung wird gegenwärtig erfolglos Widerstand geleistet.

4. Die Ausführung eines Zwangsgedankens oder einer Zwangshandlung ist für sich genommen nicht angenehm (dies sollte von einer vorübergehenden Erleichterung von Spannung und angst unterschieden werden).

C. Die Betroffenen leiden unter den Zwangsgedanken und Zwangshandlungen oder werden in ihrer sozialen oder individuellen Leistungsfähigkeit behindert, meist durch den besonderen Zeitaufwand.

D. Häufigstes Ausschlußkriterium: Die Störung ist nicht bedingt durch eine andere psychische Störung, wie Schizophrenie und verwandte Störungen oder affektive Störungen.

Ein Zwangsgedanke kann beispielsweise darin bestehen, dass man denkt, eine Person X ist ein Schwein, obwohl man dies gar nicht denken möchte, und sich mit diesem Gedanken gar nicht identifiziert.

Ein Zwangsimpuls kann beispielsweise darin bestehen, dass man einen Impuls verspürt, eine Handlung auszuführen, die man nicht ausführen möchte und mit der man sich auch nicht identifizieren könnte (z.B. von einer Brücke herunterzuspringen, jemandem mit einem Messer zu verletzen oder verpönte sexuelle Handlungen auszuführen). Wobei man diesem Impuls allerdings nicht nachgibt, sondern Sicherheitsmaßnahmen dagegen ergreift und ggf. Rituale ausführt, welche diesen Impuls neutralisieren sollen.

Beispiele für Zwangshandlungen sind der eingangs beschriebene Kontrollzwang, des weiteren Reinlichkeitszwang (z.B. Waschzwang), Ordnungszwang (Dinge müssen symmetrisch oder nach bestimmten Prinzipien angeordnet sein), Berührungszwang (Dinge müssen unbedingt angefasst werden).

Wenngleich Zwangsstörungen zumindest im ICD-10 nicht zu den Angststörungen zählen, so wird doch deutlich, welche Rolle auch Ängste bei diesen Störungen spielen:

Wasch- und Reinigungszwänge sind v.a. verbunden mit einer Angst vor Ansteckung mit Krankheitskeimen, Verunreinigung mit menschlichen Ausscheidungen oder Verseuchung durch gefährliche Chemikalien. Die Betroffenen fürchten dabei krank zu werden bzw. zu sterben oder andere durch Übertragung der Keime zu infizieren und zu gefährden. Die Zwangshandlung weist dabei eine große Ähnlichkeit mit phobischem Vermeidungsverhalten auf.

Kontrollzwänge sind verbunden mit der Angst vor einer Katastrophe und davor, durch unachtsames Verhalten andere zu gefährden. Auch soziale Angst kann dabei eine Rolle spielen - wenn etwa eigene Arbeiten immer wieder kontrolliert werden, um Fehler und damit soziale Kritik und Ablehnung zu vermeiden.

Weiterhin zu den Zwangshandlungen gehören das Sammeln, Stapeln und Horten ("Messi-Syndrom") und zwanghafte Langsamkeit (wobei alltägliche Handlungen erst lange und detailliert im Kopf durchdacht werden, ehe man sie ausführt).

Von der "einfachen" Zwangsstörung zu unterscheiden ist die Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung, die durch Gefühle von Zweifel, Perfektionismus, übertriebene Gewissenhaftigkeit, ständige Kontrollen, Halsstarrigkeit, Vorsicht und Starrheit gekennzeichnet ist. Dabei können auch beharrliche und unerwünschte Gedanken oder Impulse auftreten, die aber nicht die Schwere einer Zwangsstörung erreichen. Bei Persönlichkeitsstörungen identifizieren sich die Betroffenen in stärkerem Maße mit dem Symptom.


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Für die Therapie von Zwangsstörungen sind Verhaltenstherapie, medikamentöse Behandlung und psychodynamische Therapie von Relevanz.

Einsichtsorientierte Ansätze mit Betonung der therapeutischen Beziehung (Psychoanalyse und andere psychodynamische Therapien) allein sind dabei für sich genommen nur begrenzt wirksam. Allerdings sollte ein Therapeut zumindest über Kenntnisse auf diesem Gebiet verfügen, weil ansonsten bestimmte mit hoher Wahrscheinlichkeit auftauchende Konflikte in der Patient-Therapeut-Beziehung nicht bearbeitet werden können.

Bei der medikamentösen Therapie werden Antidepressiva und auch Neuroleptika eingesetzt. Die Behandlung führt bei einem Teil (40 bis 50 Prozent) der Patienten zu bedeutsamen Verbesserungen bei "vertretbaren Nebenwirkungen".

Am erfolgreichsten sind verhaltenstherapeutische Behandlungsansätze bzw. eine Kombination aus (kognitiver) Verhaltenstherapie und medikamentöser Behandlung. Kognitive Verhaltenstherapie beinhaltet die Konfrontation mit dem Gegenstand und der Situation, die normalerweise Angst, zwanghafte Befürchtungen und Zwangshandlungen auslöst, wobei der Patient jedoch dazu angehalten wird, dieses Verhalten nicht auszuführen. Im Falle von Zwangsgedanken wird beispielsweise ein Habituationstraining durchgeführt, bei dem der Patient den unerwünschten Gedanken zunächst auf Band spricht und sich dieses Band dann z.B. ein bis zwei mal am Tag bis zu einer Stunde lang anhört. Eine weitere Methode, die v.a. bei Zwangsgedanken (aber auch z.B. bei grübelnden Depressiven) zum Einsatz kommt, ist der Gedankenstopp, wobei der Patient unter Anleitung lernt, einfach Stopp zu sagen, wenn solche Gedanken auftreten. Bei Maßnahmen der kognitiven Verhaltenstherapie liegt die Erfolgsquote bei 60 bis 90 Prozent.

Noch einige Links:

Wikipedia-Artikel zu Zwangsstörungen

Ein etwas umfangreicher Text von Dr. Hans Morschitzky, Psychotherapeut aus Linz (A)

ZWANGSSTÖRUNGS-CHECK der CHRISTOPH-DORNIER-KLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE in Münster

...

In stark abgeschwächter Form können uns Zwänge auch in Form der folgenden Verhaltensweisen begegnen:

- Betroffene achten darauf, dass immer alles aufgeräumt und ordentlich hergerichtet ist. Auch Gardinen dürfen keine Falten aufweisen.

- Betroffene legen großen Wert darauf, dass die Klobrille nicht hochgeklappt ist, sondern auf der Kloschüssel aufliegt.

- Betroffene achten peinlich genau darauf, dass sie selbst und auch ihre Mitmenschen immer den aktuellen Modetrends entsprechend gekleidet sind. Sie bekommen Herzrasen, Atemnot und Pickel, wenn jemand Sandalen und Socken trägt.

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Eingeordnet in: Psychologisches


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Bisher 6 Kommentare


1. Kommentar von Hendrik gepostet am 14.05.2008 / 20:45 Uhr:
Hallo, erst einmal Kompliment für einen interessanten Beitrag. Jetzt wollte ich einmal fragen, was Sie (oder sollte ich Du sagen?) für der Behandlung durch Psychoanalyse halten. Hierzu sind die Meinungen ja eh immer gespalten. Mein Gedanke dazu ist, dass Zwangsstörungen oft etwas mit Kontrollverlust zu tun haben, der oft in der Kindheit gefestigt wurde. Z.B. Scheidung. Solche Themen könnte man doch ideal in einer tiefenpsychologischen Behandlung aufarbeiten. (Ich frage mich gerade, ob es für diese Behandlungsart auch kognitive Grenzen gibt, bzw. wo diese liegt?)

Anmerkung des Webmasters: Danke für Deinen Kommentar

Hier im Blog darf man mich gerne duzen. Draußen in der Realität lege ich wert darauf, mit "Herr Doktor" angesprochen zu werden ... kleiner Scherz

Bzgl. der therapeutischen Schiene bin ich nicht so der Experte. Allerdings tendiere ich persönlich zu einem eklektizistischen Ansatz = was sich als hilfreich erwiesen hat und möglichst wenig Nebenwirkungen beinhaltet, ist gut ... Ein Therapeut sollte aus meiner Sicht immer auch Kenntnisse der Tiefenpsychologie haben, um die Therapeut-Patient-Beziehung analysieren und gestalten zu können. Er sollte sich aber nicht auf diesen Ansatz beschränken. Für die Behandlung einzelner Störungsbilder sind empirischen Studien zufolge meistens konkrete Behandlungstechniken aus der kognitiven Verhaltenstherapie am erfolgreichsten. Wovon ich persönlich am wenigsten halte, sind reine Gesprächstherapien, bei denen der Therapeut erwartet, dass der Patient seine Probleme ohne Anleitung und Konfrontation von sich aus bewältigen kann.

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2. Kommentar von Sheng Fui gepostet am 15.05.2008 / 09:02 Uhr:
Ich muss hier was reinschreiben! Ich muss hier was reinschreiben! Ich muss hier was reinschreiben!

Anmerkung des Webmasters: Danke für Deinen Kommentar

Ist das eigentlich korrekt und von Dir gewollt, dass Du diesen Satz genau drei mal gepostet hast? Das ist immerhin eine ungerade Zahl! Außerdem hast Du den Zeilenumbruch vergessen! Das sieht ja total unordentlich aus!

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3. Kommentar von Gucky gepostet am 16.05.2008 / 08:50 Uhr:
Joo... DAS wärs noch... Kommentare schreiben als Zwangsstörung. Der Traum aller Blogger !
Nee, ich gucke manchmal, wenn ich nicht genau weiß, ob ich was ausgeschaltet habe, speziell was "gefährlich" ist (Herd z. B.). Aber wenn ich einmal geguckt habe, ist gut. Oder wenn ich länger weg bin, mache ich auch schon mal die Runde bevor ich rausgehe um mich zu versichern, daß ich nix ausgelassen habe.
Dabei gibt es Prioritäten. Wenn ich, sagen wir mal eine Stunde oder zwei weg bin, ist der laufende Fernseher sicher zu vernachlässigen, während es beim Elekroherd kritisch ist !


Anmerkung des Webmasters: Danke für Deinen Kommentar

Daran kann ich jetzt tatsächlich nichts Kritisches erkennen

Allerdings hätte ich persönlich ein Problem damit, wenn jemand aufgrund einer Zwangsstörung z.B. jedesmal genau 10 Mal denselben Kommentar abgibt ...

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4. Kommentar von Ocean gepostet am 16.05.2008 / 16:31 Uhr:
Hi Falk

gespannt hab ich diesen sehr ausführlichen Beitrag gelesen .. macht sicher einige Mühe und Aufwand, so etwas zusammenzustellen. Diese Themen interessieren mich sehr.

Zwanghaft sich wiederholende Handlungen gibt's bei mir eigentlich selten (nein, der Streichelzwang, der mich bei jeder Begegnung mit meinem Hund überfällt, den zähl ich nicht dazu *gg*) - aber das Stichwort Vermeidung spricht mich da schon eher an. Auch das mit dem gründlichen Händewaschen bzw. Vermeiden von Berührung von potentiell bakteriell verseuchten Stellen .. nein, ich bin nicht paranoid, neeeiiin .. *gg*

nee, im Ernst - es kommt ja auch immer auf das Ausmaß an. In gewissem Maße ist das ja auch gesund. Und wenn einem bewußt ist, wo man Vermeidungstaktiken zu reduzieren suchen sollte, dann ist das schon mal ein Anfang :)

dir ein schönes Wochenende und eine gute Zeit :) liebe Grüße, Ocean


Anmerkung des Webmasters: Danke für Deinen Kommentar

Ein übertriebenes Reinlichkeitsverhalten kann allerdings auch dazu beitragen, dass sich Allergien entwickeln Während Kinder, die im Dreck gespielt haben, eher nicht davon betroffen sind

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5. Kommentar von Diane gepostet am 18.05.2008 / 01:14 Uhr:
Dann begegne ich Dir "draussen" lieber nicht, wenn ich Onkel Doktor zu Dir sagen muss - denn ich habe irgendwie eine Abneigung gegen solche Titel ... wenn man sie auch hat ... aber das ist was von Menschen und nur auf Papier

Anmerkung des Webmasters: Danke für Deinen Kommentar

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6. Kommentar von psychoMUELL gepostet am 10.08.2010 / 13:38 Uhr:
Unter was genau, fallen Suizidgedanken? Zwangsimpuls?! Was ist, wenn man sich der potentiellen Tat immer mehr annähert? Keine Angst, ich bin nicht gerade gefährdet ;-)

Anmerkung des Webmasters: Danke für Deinen Kommentar

Kernmerkmal der hier beschriebenen Zwangshandlungen und Zwangsgedanken ist, dass sich der/die Betroffene mit den Impulsen nicht identifiziert. Bei depressiv motivierten Suizidimpulsen identifiziert sich der/die Betroffene üblicherweise damit


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