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Psycho-Blog vom 28.03.2010 - gegen 16.45 Uhr MESZ - Perma-Link

- Anforderungen, Tätigkeitsspielraum und der Erhalt beruflicher Kompetenz -

Vom 24. bis 26.03.2010 war ich auf dieser Tagung. Der Frühjahrskongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft findet jährlich an wechselnden Orten im deutschsprachigen Raum statt, bisher u.a. in Dortmund, Heidelberg oder auch schon in Zürich. Solche Veranstaltungen dienen zum einen der eigenen Weiterbildung, zum anderen geht es darum, eigene Forschungsergebnisse zum Besten zu geben. Die genannte Tagung richtet sich u.a. an Ingenieure, Mediziner und Psychologen, die sich wissenschaftlich mit Fragen der Arbeits- und Produktgestaltung beschäftigen.

Von meiner Seite her gab es in diesem Jahr zwei Vorträge zu hören und zu sehen. Einer dieser Beiträge beschäftigte sich mit Bedingungen für den Erhalt und die Entwicklung beruflicher Kompetenz über die Spanne des Erwerbslebens.

Der demografische Wandel macht es erforderlich, ältere Beschäftigte besser in's Arbeitsleben zu integrieren und auch die Bedingungen dafür zu gewährleisten, dass jemand sehr lange eine bestimmte Tätigkeit ausführen kann. Dies ist leider nicht bei jeder Tätigkeit gegeben. Nicht nur körperliche Belastungen bewirken oftmals eine Fehlbeanspruchung, die letztlich zu gesundheitlichen Beschwerden und Krankheit führt und einen Tätigkeitswechsel erforderlich macht.

In meinem Beitrag habe ich mich mit den Auswirkungen von Anforderungen einerseits sowie Entscheidungs- und Handlungsspielraum andererseits beschäftigt. Anforderungen meint das Vorliegen schwieriger Probleme und die Bearbeitung einer Vielzahl von Aufgaben unter Zeitdruck. Entscheidungs- und Handlungsspielraum liegen dann vor, wenn man selbst entscheiden kann, wann man welche Aufgabe ausführt und wie man dabei vorgeht. In der Stressforschung hat sich gezeigt, dass insbesondere hohe Anforderungen gepaart mit geringer Handlungskontrolle zu negativen Gesundheitsfolgen führen. - Das theoretische Modell dazu ist das Job Demand Control Model von Karasek (1979) bzw. Karasek und Theorell (1990).

In meiner Untersuchung habe ich mich mit der Auswirkung dieser Merkmale auf Arbeitsmotivation, Lernmotivation, Kompetenzerleben und Arbeitszufriedenheit beschäftigt. Basis dafür war eine Befragung von über 700 Beschäftigten unterschiedlichen Alters aus unterschiedlichen Branchen.

Als Ergebnis zeigte sich, dass es v.a. auf den Entscheidungs- und Handlungsspielraum ankommt, der sich jeweils positiv auf diese Kriterien auswirkt. Die Höhe der Anforderungen spielt dagegen eine eher untergeordnete Rolle. Im Hinblick auf die Selbstwirksamkeitserwartung wirkt sie sich sogar positiv aus. Für die Kommunikation mit Kollegen zeigt sich dagegen ein negativer Effekt. Bei Arbeitsaufgaben mit hohen Anforderungen und geringem Spielraum (auch als High Strain Jobs bezeichnet) zeigt sich allerdings am häufigsten eine Abnahme der Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Alter der Beschäftigten.

Es kommt also wesentlich darauf an, Beschäftigte nicht mit jeder Menge Vorschriften zu konfrontieren, sondern Arbeitsaufgaben so zu gestalten, dass die Beschäftigten ihr Vorgehen selbst planen und entscheiden können. Wenn ein solcher Entscheidungsspielraum gegeben ist, dann dürfen auch die Anforderungen hoch sein.




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Bisher 1 Kommentar


1. Kommentar von EineBessereWelt gepostet am 29.03.2010 / 16:48 Uhr:
Das hört sich nach einer sehr interessanten Untersuchung an. Für mich als Laie ist die folgende Information leider etwas zu knapp: "Die Höhe der Anforderungen spielt dagegen eine eher untergeordnete Rolle. Im Hinblick auf die Selbstwirksamkeitserwartung wirkt sie sich sogar positiv aus. Für die Kommunikation mit Kollegen zeigt sich dagegen ein negativer Effekt." Was ist denn die Selbstwirksamkeitserwartung und inwiefern wirkt sich die Höhe der Anforderungen auf die Kommunikation mit Kollegen negativ aus?

Anmerkung des Webmasters: Danke für Deinen Kommentar

Eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung bedeutet, dass man sich zutraut, auch mit schwierigen Situationen zurechtzukommen. Das ist recht allgemein nicht nur auf die Arbeit bezogen.

Hohe Anforderungen können sich insofern ungünstig auf die Kommunikation mit Kollegen auswirken, als dass man dann nicht mehr die Zeit und/oder die Motivation dafür hat, etwas mit Kollegen zu besprechen.


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